Fitness bei chronischer Erschöpfung: Tipps für gesundes Training

Fitness bei chronischer Erschöpfung

Dieser Beitrag kann Affiliate Links enthalten. Das bedeutet, dass ich einen Anteil von gekauften Produkten erhalte. Weitere Infos in der Datenschutzerklärung.


Was bedeutet chronische Erschöpfung eigentlich?

Fitness bei chronischer Erschöpfung: „Ich bin einfach nur müde.“ Diesen Satz hast du vielleicht selbst schon gesagt – oder oft gehört. Aber wenn sich diese Müdigkeit nicht mehr durch Schlaf bessert, über Wochen anhält und der Alltag zur Qual wird, sprechen wir nicht mehr von normaler Erschöpfung. Dann kann es sich um etwas ganz anderes handeln: chronische Erschöpfung.

Sie betrifft nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Viele, die darunter leiden, fühlen sich ausgelaugt, kraftlos und wie „ausgelöscht“. Selbst kleinste Aufgaben – wie Duschen, Kochen oder ein kurzer Spaziergang – können sich anfühlen wie ein Marathon.

Doch was genau steckt eigentlich dahinter? Und was unterscheidet chronische Erschöpfung von einem normalen Tief?

Der feine, aber wichtige Unterschied: Müdigkeit vs. chronische Erschöpfung

Müdigkeit ist eine natürliche Reaktion auf körperliche oder geistige Anstrengung. Sie gehört zum Leben dazu. Nach einem stressigen Tag, einer kurzen Nacht oder einem langen Lauf bist du erschöpft – das ist völlig normal. Mit ausreichend Schlaf, einer Pause oder einem entspannten Abend erholt sich der Körper wieder.

Anders sieht es bei chronischer Erschöpfung – auch Fatigue genannt – aus. Hier hilft kein Ausschlafen. Keine Tasse Kaffee. Kein freies Wochenende. Die Erschöpfung bleibt. Und das auf einem tiefgreifenden, oft unerklärlichen Niveau.

Viele Betroffene beschreiben es als „bleierne Schwere“, als würden ihre Glieder tonnenschwer sein. Konzentration fällt schwer, Gespräche ermüden und selbst das Denken kostet Kraft. Diese Form der Erschöpfung lässt sich nicht einfach „wegwünschen“ oder „wegtrainieren“. Sie ist real, ernst zu nehmen – und braucht Verständnis, Geduld und einen bewussten Umgang.

Häufige Ursachen: Von Long Covid bis Burnout

Die Gründe für chronische Erschöpfung sind vielfältig – und oft nicht leicht zu diagnostizieren. Ein bekanntes Beispiel ist ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom). Hierbei handelt es sich um eine schwere neuroimmunologische Erkrankung, bei der selbst minimale Belastungen zu drastischen Verschlechterungen führen können.

Auch Long Covid rückt zunehmend in den Fokus. Viele Menschen berichten Monate nach einer Corona-Infektion von anhaltender Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und körperlicher Schwäche – klassische Fatigue-Symptome.

Neben diesen Krankheitsbildern können aber auch psychische Belastungen, wie chronischer Stress, Depressionen oder ein Burnout, zu anhaltender Erschöpfung führen. Auch bestimmte Autoimmunerkrankungen, Schlafstörungen, Hormonungleichgewichte (z. B. Schilddrüsenerkrankungen) oder ein Mangel an Nährstoffen wie Eisen oder Vitamin B12 können eine Rolle spielen.

Wichtig zu wissen: Nicht immer gibt es eine klare medizinische Erklärung. Das macht es für Betroffene oft besonders schwer – sie fühlen sich unverstanden oder sogar nicht ernst genommen. Dabei ist es absolut berechtigt, sich Unterstützung zu holen und Ursachen abklären zu lassen.

Warum „einfach mehr Sport“ keine Lösung ist

Ein weit verbreiteter Ratschlag lautet: „Du musst dich nur mehr bewegen, dann geht’s dir bald besser.“ Doch dieser gut gemeinte Tipp kann bei chronischer Erschöpfung das genaue Gegenteil bewirken. Wer Fatigue hat, riskiert durch zu viel oder falsch dosierte Aktivität einen sogenannten „Crash“. Dabei verschlechtert sich der Zustand teils dramatisch – und zwar für Tage oder sogar Wochen.

Fitness bei chronischer Erschöpfung

Warum das passiert? Der Körper kann keine normalen Energiemengen mehr bereitstellen. Er funktioniert nach einem anderen Prinzip – und straft Überforderung gnadenlos ab. Daher kann Sport, wie wir ihn aus der Fitnesswelt kennen, bei Fatigue sogar gefährlich sein.

Das bedeutet allerdings nicht, dass Bewegung grundsätzlich schlecht ist. Im Gegenteil: Richtig eingesetzt, sanft und angepasst an die eigenen Grenzen, kann sie ein unterstützendes Element sein. Aber eben nur dann, wenn du lernst, auf deinen Körper zu hören – und nicht gegen ihn zu arbeiten.

Im weiteren Verlauf dieses Beitrags zeige ich dir genau, wie das geht. Schritt für Schritt. Und in deinem Tempo.


Ist Bewegung überhaupt sinnvoll bei chronischer Erschöpfung?

„Du musst dich einfach ein bisschen mehr bewegen.“ Solche Sätze hört man schnell, wenn man über anhaltende Erschöpfung spricht. Bewegung gilt gemeinhin als Wundermittel – gegen Stress, für das Immunsystem und zur Vorbeugung vieler Krankheiten. Und ja, körperliche Aktivität ist wichtig. Aber: Bei chronischer Erschöpfung, insbesondere bei Erkrankungen wie ME/CFS oder Long Covid, gelten andere Regeln.

Hier kommt es nicht nur darauf an, dass du dich bewegst – sondern wie, wann und wie viel. Denn was für gesunde Menschen erfrischend ist, kann für dich zur Überlastung werden.

Deshalb ist es entscheidend, ein gutes Verständnis für deinen eigenen Energiehaushalt zu entwickeln. Und herauszufinden, wann Bewegung dich stärkt – und wann sie dich schwächt.

Wann Bewegung helfen kann – und wann sie dich ausbremst

Wenn du mit chronischer Erschöpfung lebst, ist dein Energielevel nicht stabil. Es ist vergleichbar mit einem sehr kleinen Akku, der sich langsam auflädt und schnell leerläuft. Klassische Sportprogramme, die dich fordern und ins Schwitzen bringen, sind da oft zu viel des Guten.

Trotzdem kann Bewegung sinnvoll sein – unter bestimmten Bedingungen. Etwa dann, wenn du dich stabil fühlst, dein Zustand sich über Tage nicht verschlechtert hat und du dich nach der Aktivität nicht erschöpfter fühlst als vorher. Auch sanfte Bewegungsformen, die den Kreislauf nur leicht anregen, können wohltuend sein.

Doch es gibt eine Grenze. Wenn du nach einem Spaziergang mehrere Tage „außer Gefecht“ bist, ist das ein Zeichen dafür, dass dein Körper überfordert war. Das nennt man in der ME/CFS-Community „Post-Exertional Malaise“ – eine Verschlechterung nach Belastung. In solchen Fällen ist weniger nicht nur mehr – es ist notwendig.

Was hier hilft, ist ein Perspektivwechsel: Du machst Bewegung nicht, um dich zu „verbessern“, sondern um dich in Balance zu halten. Es geht nicht um Leistung. Es geht um Wohlbefinden und Stabilität.

Die Rolle von Pacing und Körperbewusstsein

Ein Schlüsselbegriff, wenn du mit chronischer Erschöpfung zu tun hast, ist „Pacing“. Damit ist ein achtsames Energiemanagement gemeint – also der Versuch, deine Kräfte so einzuteilen, dass es gar nicht erst zum Crash kommt.

Pacing bedeutet: Du bewegst dich innerhalb deiner aktuellen Möglichkeiten – und zwar so, dass du dich am nächsten Tag nicht schlechter fühlst. Dafür musst du lernen, deine Signale ernst zu nehmen. Nicht über die Grenze zu gehen. Lieber vorher aufhören als hinterher zu leiden.

Das ist nicht leicht, vor allem wenn du früher sehr aktiv warst oder den Anspruch hast, „funktionieren“ zu müssen. Aber Pacing kann dich langfristig davor schützen, in den Teufelskreis aus Überforderung und Rückschritt zu geraten.

Ein Teil davon ist, dein Körpergefühl wiederzuentdecken. Viele Betroffene verlieren das im Laufe der Erkrankung – entweder durch Schmerz, Erschöpfung oder weil sie gelernt haben, sich selbst zu übergehen. Doch dein Körper ist dein bester Ratgeber. Wenn du lernst, seine Sprache zu verstehen, bekommst du ein wertvolles Instrument an die Hand, um dich sicher durch den Alltag zu bewegen.

Mikrobewegung statt Workout – weniger ist manchmal mehr

Wenn du das Wort „Sport“ hörst, denkst du vielleicht an Joggen, Gewichte stemmen oder schweißtreibende Kurse. Aber Bewegung kann auch ganz anders aussehen – leise, langsam und minimalistisch.

Gerade bei Fatigue sind sogenannte Mikrobewegungen oft der bessere Weg. Das können sanfte Dehnübungen im Bett sein. Einmal die Schultern kreisen, im Sitzen die Beine heben oder achtsames Atmen mit leichten Bewegungen kombinieren. Solche kleinen Impulse fördern die Durchblutung, lösen Verspannungen und bringen deinen Körper wieder in Verbindung mit dir – ohne dich auszupowern.

Auch das Aufstehen und einige Minuten am Fenster zu stehen, kann schon als wertvolle Bewegung gelten. Es geht darum, dich im Rahmen deiner Energie behutsam zu aktivieren.

Ein guter Leitsatz dabei: Bewege dich so wenig wie nötig, aber so viel wie möglich – und zwar immer angepasst an dein aktuelles Energielevel. Und vor allem: Sei liebevoll zu dir. Bewegung muss sich nicht wie Training anfühlen, um wirksam zu sein.


Fitness-Tipps für Menschen mit wenig Energie

Wenn deine Energie auf Sparflamme läuft, fühlt sich Bewegung oft wie ein unüberwindbarer Berg an. Vielleicht hast du das Gefühl, dass du dich kaum rühren kannst – geschweige denn Sport treiben. Doch Bewegung muss nicht anstrengend, schweißtreibend oder zeitintensiv sein.

Es geht nicht darum, dein Limit zu sprengen. Sondern es geht darum, sanft in Bewegung zu bleiben, ohne deinen Körper zu überfordern. Selbst kleinste Bewegungen können schon viel bewirken – wenn du sie bewusst, liebevoll und regelmäßig machst.

Hier findest du konkrete Ideen, wie du dich trotz chronischer Erschöpfung aktiv halten kannst – angepasst an deinen Alltag und dein aktuelles Energielevel.

Mini-Workouts für zu Hause: Sanfte Impulse, die du jederzeit einbauen kannst

Du musst nicht ins Fitnessstudio. Du brauchst keine teure Ausrüstung. Alles, was du brauchst, ist ein paar Minuten Zeit – und vielleicht eine weiche Matte oder ein Stuhl. Mini-Workouts sind perfekt für Tage, an denen du zwar nicht topfit bist, aber ein bisschen Energie übrig hast.

Zum Beispiel ein kurzes 3-Minuten-Stretching am Morgen:

  • Stelle dich hin (oder bleib sitzen), atme tief ein, hebe die Arme über den Kopf und strecke dich sanft.
  • Neige den Oberkörper leicht zur Seite, dann zur anderen.
  • Rolle deine Schultern nach hinten – langsam und bewusst.
  • Atme tief durch die Nase ein und lasse die Luft durch den Mund entweichen.

Solche kleinen Bewegungen helfen dabei, den Kreislauf in Schwung zu bringen und Verspannungen zu lösen. Und das Beste: Du kannst sie jederzeit wiederholen – sogar im Bett, auf dem Sofa oder beim Warten auf den Wasserkocher.

Diese Mikroeinheiten sind nicht nur machbar, sondern auch motivierend. Denn sie vermitteln dir: Ich kann etwas für mich tun, selbst an schlechten Tagen.

Übungen im Sitzen oder Liegen: Bewegung ohne Anstrengung

Wenn selbst das Stehen schwerfällt, bedeutet das nicht, dass du gar nichts tun kannst. Es gibt viele Übungen, die du im Sitzen oder Liegen machen kannst – ganz ohne Anstrengung und trotzdem wirkungsvoll.

Hier ein paar Ideen für den Anfang:

Im Sitzen:

  • Strecke ein Bein aus, zieh die Zehen Richtung Körper und halte kurz. Dann wechsel die Seite.
  • Kreise deine Fußgelenke, ganz langsam.
  • Hebe nacheinander die Arme über den Kopf und lasse sie wieder sinken.
  • Kreise die Schultern nach hinten, dann nach vorne.
  • Drücke die Handflächen gegeneinander – ein paar Sekunden Spannung, dann lösen.

Im Liegen (zum Beispiel auf dem Bett):

  • Hebe ein Bein ein kleines Stück an und senke es wieder. Wechsel die Seite.
  • Zieh das Knie vorsichtig zur Brust – nur so weit, wie es angenehm ist.
  • Spanne abwechselnd Füße, Beine oder Gesäß kurz an und lass wieder locker.

Solche Bewegungen wirken auf den ersten Blick unspektakulär – doch sie fördern die Durchblutung, lockern die Muskulatur und geben dir ein Gefühl von „Ich bin noch in meinem Körper“.

Und das ist viel wert, wenn du dich oft fremd in ihm fühlst.

Achtsamkeitsbasierte Bewegung: Wenn der Fokus wichtiger ist als die Leistung

Manchmal ist es nicht entscheidend, wie viel du dich bewegst – sondern wie du es tust. Achtsamkeitsbasierte Bewegung hilft dir, deinen Körper nicht nur zu aktivieren, sondern auch wieder in Verbindung mit ihm zu treten.

Besonders geeignet sind hier sanfte Bewegungsformen wie:

  • Yin Yoga oder Restorative Yoga: Diese ruhigen Yogastile fokussieren sich auf Entspannung, Dehnung und Loslassen. Die Positionen werden mehrere Minuten gehalten und können komplett im Liegen oder Sitzen durchgeführt werden. Dabei brauchst du keinerlei Vorkenntnisse – nur Ruhe und etwas Geduld mit dir selbst.
  • Qi Gong: Eine chinesische Bewegungskunst, die langsame, fließende Bewegungen mit Atem und Konzentration verbindet. Du kannst sie im Stehen oder sogar im Sitzen ausführen. Die Abläufe sind ruhig und meditativ – ideal für erschöpfte Körper.
  • Langsames, achtsames Gehen: Wenn du einen stabilen Tag erwischst, kann ein langsamer Spaziergang wohltuend sein – aber nicht wie früher im Power-Walking-Tempo. Sondern ganz bewusst, vielleicht nur 50 Meter. Spüre den Boden unter deinen Füßen, achte auf deine Atmung, und nimm wahr, wie sich dein Körper bewegt.

All diese Bewegungsformen haben eines gemeinsam: Sie beruhigen dein Nervensystem. Und genau das brauchen viele Menschen mit chronischer Erschöpfung – mehr Entlastung, weniger Reize, mehr innere Ruhe.

Bewegung bei chronischer Erschöpfung bedeutet nicht, sich zu überwinden oder zu kämpfen. Es bedeutet, liebevoll mit sich selbst zu sein – und jeden Schritt als Fortschritt zu sehen, ganz gleich wie klein er ist.


So gestaltest du dein individuelles Training bei Erschöpfung

Du möchtest dich bewegen, ohne dabei über deine Grenzen zu gehen? Dann brauchst du keinen strengen Trainingsplan im klassischen Sinne. Was du brauchst, ist ein feinfühliges, flexibles System, das sich an dich anpasst – nicht umgekehrt.

Denn bei chronischer Erschöpfung funktioniert „Schema F“ nicht. Dein Energielevel verändert sich oft täglich, manchmal sogar stündlich. Deshalb ist es wichtig, dein Bewegungskonzept so zu gestalten, dass es dich stärkt, anstatt dich zu schwächen.

In diesem Abschnitt zeige ich dir, wie du ein individuelles Training entwickelst, das wirklich zu dir passt – Schritt für Schritt, achtsam und mit dem Fokus auf Stabilität statt Leistung.

Starte klein – Energielevel einschätzen und respektieren

Vielleicht kennst du das: Du hast einen besseren Tag und denkst, „Heute schaffe ich mehr“. Also machst du etwas mehr – und landest danach im Crash. Das passiert vielen Betroffenen immer wieder. Der Grund ist simpel: Das tatsächliche Energielevel wurde überschätzt.

Deshalb ist der erste Schritt bei einem angepassten Training: Lerne, dein Energielevel realistisch einzuschätzen – und zwar jeden Tag neu.

Ein hilfreiches Modell ist das sogenannte „Energie-Sparmodell“. Du kannst dir deinen Tag wie ein Konto mit begrenztem Guthaben vorstellen. Jeder Schritt, jede Handlung – sogar Reize wie Lärm oder Licht – ziehen Energie ab. Bewegung ist ebenfalls ein Posten auf diesem Konto.

Frage dich also regelmäßig:

  • Wie fühlt sich mein Körper heute an?
  • Bin ich geistig klar oder eher benebelt?
  • Wie war die Nacht?
  • Habe ich gestern mehr gemacht als sonst?

Wenn du nur wenig „Energie-Guthaben“ hast, ist heute kein Trainingstag. Vielleicht ist sogar Ruhe angesagt. Und das ist völlig okay.

Starte lieber mit einem Mini-Schritt – zum Beispiel ein sanftes Dehnen im Sitzen oder zwei Minuten Atemübung. Beobachte, wie du dich danach fühlst. Wenn es dir gleich oder sogar besser geht, kannst du das langsam ausbauen. Aber bleib dabei: Geh in kleinen Schritten – nicht in großen Sprüngen.

Führe ein Bewegungstagebuch (inkl. Crash-Vermeidung)

Wenn du Bewegung und Erschöpfung besser verstehen willst, ist ein Bewegungstagebuch Gold wert. Es hilft dir, Muster zu erkennen – und vor allem: Überforderung frühzeitig zu vermeiden.

So ein Tagebuch muss nicht kompliziert sein. Es reicht ein kleines Notizbuch oder eine App, in die du täglich ein paar Stichworte einträgst. Zum Beispiel:

  • Was hast du gemacht (z. B. 5 Minuten Stretching, 10 Minuten Spaziergang)?
  • Wie hast du dich vorher, direkt danach und am nächsten Tag gefühlt?
  • Gab es Warnsignale oder Anzeichen von Überforderung?
  • Hattest du danach mehr, gleich viel oder weniger Energie?

Je länger du das machst, desto besser verstehst du deinen Körper. Du erkennst, was dir gut tut – und was dich überlastet. Besonders hilfreich ist das, wenn du öfter „Rückschritte“ erlebst und nicht genau weißt, warum.

Das Tagebuch macht Zusammenhänge sichtbar, die du im Alltag schnell übersiehst. Und es hilft dir, vorausschauend zu planen. Vielleicht stellst du fest: Nach einem bestimmten Bewegungsablauf brauchst du immer zwei Tage Pause. Dann kannst du das künftig einkalkulieren.

So schaffst du dir mit der Zeit ein System, das sich an deiner Realität orientiert – nicht an dem, was du „eigentlich schaffen solltest“.

Welche Warnsignale du ernst nehmen solltest

Gerade wenn du motiviert bist, wieder aktiver zu werden, ist die Versuchung groß, die eigenen Grenzen zu ignorieren. Doch genau das kann gefährlich sein. Deshalb ist es wichtig, auf Warnsignale deines Körpers zu achten – und sie ernst zu nehmen.

Zu den wichtigsten Warnzeichen gehören:

  • Ein plötzlicher Energieabfall während oder nach der Bewegung
  • Muskelschmerzen oder ein bleiernes Körpergefühl
  • Kreislaufprobleme wie Schwindel, Herzrasen oder Zittern
  • Eine Verschlechterung kognitiver Symptome (z. B. „Brain Fog“)
  • Schlafstörungen nach körperlicher Aktivität
  • Ein allgemeines Gefühl von „Crash im Anflug“ – oft schwer zu beschreiben, aber sehr deutlich spürbar

Wenn eines dieser Signale auftaucht, ist das kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Schutzmechanismus. Dein Körper sagt dir: „Stopp – das war zu viel.“ Und du darfst (und sollst!) darauf hören.

Die beste Reaktion ist dann nicht: „Ich muss da durch.“ Sondern: „Ich reduziere sofort – und gönne mir Pause.“ Vielleicht braucht dein Körper heute nur Atemübungen, ein warmes Bad oder einfach Ruhe. Das ist genauso wertvoll wie Training.

Denke daran: Ziel ist nicht, jeden Tag „mehr“ zu schaffen – sondern langfristig stabil zu bleiben. Und dafür ist es entscheidend, Warnzeichen nicht zu übergehen.

Individuelles Training bei chronischer Erschöpfung ist kein starrer Plan – sondern ein flexibler Begleiter. Einer, der sich an dich anpasst. Einer, der auf deine guten und schlechten Tage Rücksicht nimmt. Und einer, der dich nicht unter Druck setzt, sondern dich unterstützt, so wie du bist – mit allem, was du gerade mitbringst.


Hilfreiche Tools & Ressourcen für deinen Alltag

Wenn du mit chronischer Erschöpfung lebst, brauchst du mehr als nur gute Ratschläge. Du brauchst Werkzeuge, die dir wirklich helfen – im echten Alltag, mit echten Energieproblemen. Und genau solche Tools gibt es.

Ob es darum geht, deine Energie besser zu planen, deine Fortschritte zu beobachten oder dein Nervensystem gezielt zu beruhigen – die richtigen Hilfsmittel können dich enorm entlasten.

Hier stelle ich dir erprobte Apps, Techniken und Anlaufstellen vor, die dir den Umgang mit Fatigue und Bewegung deutlich leichter machen.

Nützliche Apps & Tools für Pacing und Energiemanagement

Wenn du das Gefühl hast, deine Energie „versickert“ einfach so im Alltag, bist du nicht allein. Viele Menschen mit chronischer Erschöpfung erleben genau das. Der Schlüssel liegt im sogenannten „Pacing“ – also im bewussten Einteilen deiner Kräfte. Und dafür gibt es mittlerweile richtig gute digitale Helfer.

Ein paar erprobte Tools, die dir den Alltag strukturieren können:

„ME/CFS Pacing App“ (iOS/Android)
Diese App wurde speziell für Menschen mit chronischer Erschöpfung entwickelt. Du kannst Aktivitäten eintragen, dein Energielevel dokumentieren und bekommst eine visuelle Rückmeldung: Wie viel hast du gemacht – und wie viel wäre laut deiner Einschätzung „drin gewesen“?

„Manage My Fatigue“ (Android, Web)
Eine sehr strukturierte App mit Tagesplaner, Symptomerfassung und einem integrierten Pacing-Coach. Besonders hilfreich, wenn du gerne mit klaren Strukturen arbeitest und etwas Unterstützung beim Energie-Tracking brauchst.

Google Kalender + „Color-Coding“
Klingt simpel, hilft aber vielen: Du nutzt deinen Kalender, um Aktivitäten farblich zu markieren – etwa grün für entspannend, gelb für leicht fordernd, rot für sehr anstrengend. So erkennst du auf einen Blick, ob dein Tag im Gleichgewicht ist oder zu kippen droht.

Fitness- oder Schlaftracker mit HRV-Funktion
Geräte wie der Oura-Ring, Garmin oder Whoop liefern dir Infos zur Herzfrequenzvariabilität (HRV), Schlafqualität und Erholungsstatus. Gerade für Menschen mit Fatigue kann das helfen, Belastungsgrenzen früh zu erkennen – bevor ein Crash kommt.

Natürlich brauchst du nicht alle Tools gleichzeitig. Such dir ein oder zwei aus, die sich leicht in deinen Alltag integrieren lassen. Wichtig ist: Sie sollen dich entlasten – nicht überfordern.

Entspannungstechniken zur Regeneration nach Bewegung

Auch wenn es paradox klingt: Nach einem Spaziergang oder einer leichten Yoga-Einheit brauchst du oft mehr Regeneration als früher nach einem Workout im Fitnessstudio.

Dein Körper arbeitet anders. Er braucht Pausen – und zwar nicht nur „Nichtstun“, sondern echte, aktive Erholung. Techniken, die dein Nervensystem beruhigen, sind hier besonders wertvoll.

Ein paar Möglichkeiten, die du ausprobieren kannst:

Progressive Muskelentspannung (PMR)
Diese Methode hilft dir, Anspannung bewusst loszulassen. Du spannst nacheinander verschiedene Muskelgruppen an und entspannst sie dann wieder. Besonders nach Bewegung wirkt das oft wie ein Reset für den Körper.

Yoga Nidra („Yogischer Schlaf“) – auch im Liegen
Eine geführte Tiefenentspannung, die du einfach im Liegen hören kannst. Es fühlt sich an wie ein Powernap – aber ohne Einschlafen. Viele Betroffene berichten, dass sie sich danach klarer und ruhiger fühlen.

Geführte Atemübungen oder Meditationen (Apps: Insight Timer, Calm, 7Mind)
Zwei Minuten tiefe, bewusste Atmung können schon reichen. Du bringst damit dein Nervensystem raus aus dem Stress-Modus und hilfst deinem Körper, in den Regenerationsmodus zu schalten.

Du brauchst keine Perfektion. Es geht nicht darum, diese Methoden jeden Tag zu „performen“. Sondern darum, sie liebevoll in deinen Alltag einzuladen – so, wie es gerade passt.

Wann du dir Unterstützung holen solltest (z. B. Physio, Fatigue-Coach)

Manchmal reicht Selbsthilfe nicht aus – und das ist völlig okay. Gerade bei chronischer Erschöpfung kann es sehr wertvoll sein, sich gezielte Unterstützung zu holen. Und zwar nicht erst dann, wenn es gar nicht mehr geht.

Drei sinnvolle Optionen, die du kennen solltest:

Physiotherapie mit Spezialisierung auf chronische Erschöpfung
Es gibt Physiotherapeut:innen, die sich mit ME/CFS, Long Covid oder ähnlichen Zuständen auskennen. Sie helfen dir, Bewegungsabläufe sanft wieder aufzubauen, ohne dich zu überlasten. Achte bei der Auswahl darauf, dass die Praxis Erfahrungen im Bereich „Fatigue“ hat – sonst wird oft nach klassischen Reha-Prinzipien gearbeitet, die für dich zu viel sein könnten.

Fatigue-Coaches oder spezialisierte Ergotherapeut:innen
Diese Fachpersonen helfen dir, deinen Alltag strukturiert und kraftschonend zu gestalten. Sie können mit dir Pacing-Strategien entwickeln, Energiefresser identifizieren und kleine Routinen für mehr Stabilität aufbauen. Viele Krankenkassen übernehmen hier sogar teilweise die Kosten – frage am besten direkt nach.

Online-Communities oder Selbsthilfegruppen
Allein schon der Austausch mit anderen Betroffenen kann unglaublich entlastend sein. Du bist nicht allein. Und oft findest du dort die besten Tipps – direkt aus dem echten Leben.

Der Schritt, sich Hilfe zu holen, ist kein Zeichen von Schwäche. Im Gegenteil: Es zeigt, dass du Verantwortung übernimmst. Für deinen Körper, für deinen Alltag – und für dein Wohlbefinden.

Mit den richtigen Tools und etwas Unterstützung kannst du dein Energiemanagement deutlich verbessern – ohne dich zu überfordern. Und je mehr du lernst, dich liebevoll zu beobachten und gut für dich zu sorgen, desto mehr Stabilität gewinnst du.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert